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Der folgende Artikel „ Zahnfleischrückgang: So läuft die Transplantation von Gaumengewebe ab“ von Dr. Gobrecht M.Sc., M.Sc. wurde bei Jameda veröffentlicht.

Zahnfleischrückgang: So läuft die Transplantation von Gaumengewebe ab

Zahnfleischrückgang kann es in entzündlicher und nicht entzündlicher Form geben. Bei den entzündlichen Formen handelt es sich um Parodontitis, die durch verschiedene Ursachen, meist aber durch Bakterien, entstehen kann. Bei der Parodontitis geht nicht nur Zahnfleisch, sondern auch der darunterliegende Zahnhalteapparat, d.h. auch Knochen verloren. Bei allen Therapiemöglichkeiten muss der bakterielle Belag entfernt werden, der die Entzündung verursacht.

Zahnfleischrückgänge können zu überempfindlichen Zähnen führen

Bei nicht entzündlichen Zahnfleischrückgängen stehen besonders die keilförmigen Rückgänge im Fokus.

Zahnfleischrückgänge sind nicht nur unästhetisch. Im fortgeschrittenen Stadium können sie zu empfindlichen Zahnhälsen, schlecht putzbaren Zahnfleischnischen und rasch fortschreitenden Vertiefungen führen. Rückgänge können an einzelnen oder auch an nebeneinanderliegenden Zähnen vorkommen.

Bei leichten Formen und überempfindlichen freiliegenden Zahnhälsen reicht es oft, zunächst die Zahnhälse mit unsichtbaren Kunststofffüllungen abzudecken. Damit ist allerdings nicht die Ursache des Zahnfleischrückgangs behoben.

Behandlung: Zahnfleischaufbau durch Transplantationen

Es gibt mikrochirurgische Methoden, Rezessionen im Zahnhalsbereich zu decken. Bewährt haben sich dabei Techniken, bei denen Zahnfleisch vom Gaumen transplantiert wird. Der Sinn ist, dünne Zahnfleischanteile zu verdicken. Gaumengewebe enthält zudem die genetische Information, um Zahnfleisch zu bilden.

Aus der Gaumen-Spenderregion wird in der Regel kein voller Schleimhautlappen herausgenommen, sondern nur die Bindegewebsschicht, die unter der Oberfläche der Schleimhaut liegt. Indem das Gewebe mikrochirurgisch entnommen wird, kann die Wunde am Gaumen schnell und unkompliziert verheilen.

Im Empfängerbett der Rezession gibt es heute sehr minimalinvasive, mikrochirurgische Techniken, das Schleimhaut-Transplantat sicher und ohne Lappenbildung einzubringen. Ziel ist es, das Transplantat so zu platzieren, dass es möglichst bewegungsarm fixiert und von allen Seiten gut mit Blut versorgt wird. So kann es schnell anwachsen.

Durch diese Gewebe-Aufdickung und durch den Austausch von genetischer Information vom Gaumen zum Empfängerbett kann sich neues Zahnfleisch bilden. Das umliegende Gewebe und das Transplantat verschmelzen im Zuge der Wundheilung zu einem optimalen Gewebetyp, der die operierte Zahnfleischregion unempfindlicher gegen neue oder fortschreitende Zahnfleischrückgänge macht.

Minimalinvasiver Zahnfleischaufbau mit der Tunnelplastik

In der Empfängerregion hat sich vor allem die sogenannte Tunnelplastik durchgesetzt, mit der auch multiple, nebeneinanderliegende Rückgänge gedeckt und behandelt werden können. Dabei muss eine starke Lupenbrille oder ein Dentalmikroskop benutzt werden. Mit speziell für diese Plastik entwickelten Instrumenten kann die Schleimhaut der Empfängerregion schonend für die Aufnahme des Transplantates vorbereitet werden. Der Schleimhauttunnel, der dabei entsteht, ermöglicht die Aufnahme des Gaumentransplantats.

Durch den tunnelartigen Einschnitt wird vermieden, dass sich offene Wundflächen oder größere Wundlappenareale bilden. Deshalb kann der Eingriff als minimalinvasive parodontalchirurgische Technik bezeichnet werden.