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Wurzelkanalbehandlung unter Verwendung des Dentalmikroskops
von Dr. med. dent. M.Sc. Christian Gobrecht

Ein Dental-Mikroskop ermöglicht bei Wurzelkanalbehandlungen bis tief in die Wurzelkanäle zu sehen. Dies ist einerseits durch die enorme Vergrößerung aber auch durch die perfekte Ausleuchtung möglich.

Da die LED-Beleuchtung (im Gegensatz zur Lupenbrille) direkt im Mikroskop eingebaut ist, haben gewissermaßen der Lichtstrahlengang und der visueller Strahlengang des Zahnarztes denselben Einfallswinkel bzw. Richtung. Hierdurch wird der Wurzelkanal bis in die Spitze (Apex) der Zahnwurzel beleuchtet und sichtbar gemacht.

Selbst beim Arbeiten über eine starke Lupenbrille mit Beleuchtung erscheint der Wurzelkanal ab dem oberen Drittel dunkel, d.h. der Zahnarzt kann sich nur über die Taktilität seiner Hände, über elektronische Längenmessgeräte und Röntgenbilder orientieren.

Über ein Mikroskop können z.B. kleinste Krümel und Gewebereste im Wurzelkanal erkannt werden, was die Behandlung viel kalkulierbarer und für den Zahn sicherer macht.

Auch die Wurzelfülltechnik kann mikroskopunterstützt verlaufen, wie z.B. die thermoplastische Wurzelfülltechnik nach Prof. Schilder. Bei der herkömmlichen sogenannten Lateralkondensation werden runde kautschukähnliche Guttapercha-Stifte in seitlicher Verdichtung in den Wurzelkanal gebracht. Die verbleibenden Hohlräume zwischen den Stiften werden mit Zement ausgefüllt. Die Adaptation am Wurzelkanal der nicht zum Wurzelkanalquerschnitt passenden bzw. kongruenten Guttapercha-Stifte erfolgte ebenso mit Zement. Die Wurzelfüllung ist sozusagen ein Konglomerat aus Zement und Guttapercha.

Hingegen sind bei der Schildertechnik die Form des Wurzelinstrumentes und die Guttapercha-Stifte kongruent bzw. formgleich. Bei der Aufbereitung unter dem Mikroskop bekommt der Zahnarzt mit speziellen Nickel-Titan-Instrumenten einen reproduzierbar konisch aufbereiteten Wurzelkanal. In diesen passen entsprechend konische Guttapercha-Sifte, die abdichtend ohne Zementspalträume eingefügt werden können.

Die anschließende Erhitzung und Verflüssigung der Guttapercha erfolgt mit speziellen Geräten bis in die Tiefe der Wurzelspitze. Sogenannte Hitzeplagger verflüssigen die Wurzelfüllung bis in den Wurzelapex. Wenn dann die Guttapercha im verflüssigten Zustand von oben mit Stopfinstrumenten komprimiert wird, kann sie bis in die tiefste Wurzelkanalanatomie, bis hin zu den tiefliegenden Seitenkanälen gepresst und gefüllt werden. Seitenkanäle sind mit der herkömmlichen Lateralkondensations-Technik eher nicht füllbar.

Mit der Technik nach Prof. Schilder können diese hingegen abgedichtet werden, was die Prognose von wurzeltoten Zähnen natürlich erheblich steigert.

Die Kombination aus mikroskopischer Behandlung und Wurzelfülltechnik führt letztlich zum gesteigerten Erfolg, denn nur über ein Mikroskop kann unter Sicht kontrolliert gearbeitet werden.

Ein Mikroskop eröffnet dem Zahnarzt die Sicht in ungeahnte Dimensionen des zahnmedizinischen Mikrokosmosses.

© Dr. med. dent. M.Sc. Christian Gobrecht